Bischofschaft
Pflegepersonen (oder Betreuungspersonen)


„Unterstützung für Pflegepersonen (oder Betreuungspersonen)“, Beratungshilfen, 2020

„Unterstützung für Pflegepersonen (oder Betreuungspersonen)“, Beratungshilfen

Unterstützung für Pflegepersonen (oder Betreuungspersonen)

Pflegepersonen pflegen regelmäßig eine andere Person, die sich nur teilweise oder gar nicht um sich selbst kümmern kann. Die zu pflegende Person ist oft ein Angehöriger mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung, einer chronischen Krankheit oder altersbedingten Problemen. Der benötigte Zeitaufwand für die Pflege der Betreffenden kann ein paar Stunden in der Woche bis hin zu 24 Stunden am Tag umfassen.

Pflegepersonen müssen oftmals ihre Verpflichtungen am Arbeitsplatz, in der Kirche und zuhause gegeneinander abwägen, während sie gleichzeitig versuchen, einem geliebten Menschen die Hilfe zu geben, die er braucht. Jemanden zu pflegen ist zwar oft sehr lohnend und bereichernd, wenn die Situation jedoch länger anhält, kann sie auch zu innerer Unruhe, Erschöpfung, finanziellen Problemen, Angst und Übermüdung führen.

Es kann sein, dass man es einer Pflegeperson nicht ansieht, dass sie Hilfe braucht, und dass sie nur ungern um Hilfe bittet. Bei Pflegepersonen besteht ein höheres Risiko von stressbedingten Depressionen, Angstzuständen, Medikamenten- und Drogenmissbrauch sowie körperlichen Beschwerden. Außerdem sind sie möglicherweise traurig, verbittert oder wütend, weil sie ihre Hoffnungen und Erwartungen aufgeben mussten. Ihr Alltag und ihre Ziele für die Zukunft sehen möglicherweise anders aus, als sie es sich früher vorgestellt hatten. Außerdem können sie nicht immer das tun, was sie möchten.

Die Situation erfassen

Zeigen Sie im Gespräch mit Pflegepersonen auf jeden Fall Liebe und Mitgefühl, wie der Erretter es tun würde. Jede Situation ist anders und die Lebensumstände der Menschen sind verschieden. Beten Sie und stellen Sie dann freundlich und liebevoll Fragen, um die Situation der Pflegeperson besser verstehen zu können und herauszufinden, was sie braucht. Hier einige Beispielfragen:

  • Wie sieht die gegenwärtige Situation aus, und was sind Ihre Aufgaben?

  • Was ist an dieser Situation für Sie das Schwierigste?

  • Wie wirkt sich Ihre Aufgabe als Pflegeperson auf Ihre Familie aus (Gesundheit, finanzielle Sorgen, Aufgaben, Zuständigkeiten und so weiter)?

  • Welche Herausforderungen gibt es in Ihrer Beziehung zu der Person, die Sie pflegen?

  • Wird sich die Situation für Sie im Laufe der Zeit eher verbessern, gleich bleiben oder verschlechtern?

  • Welche Unterstützung erhalten Sie derzeit bei der Pflege (von der Familie, betreuenden Brüdern und Schwestern, der öffentlichen Hand oder Dienstleistern im Gesundheitswesen)?

  • Gibt es Aufgaben und Pflichten, die Sie oder andere Angehörige nicht erledigen können, weil Sie keine Zeit haben oder es nicht können?

  • Wie gut geben Sie auf sich selbst acht (Ernährung, Schlaf, Sport, medizinische Vorsorge)?

  • Gibt es noch etwas, was Sie mir über Ihre Situation sagen möchten?

Dem Einzelnen helfen

Um der Pflegeperson in ihrer Situation zu helfen, können Sie einige der folgenden Anregungen verwenden.

Machen Sie der Pflegeperson die helfende und erlösende Macht des Erretters Jesus Christus verständlich (siehe Alma 7:11,12; Lehre und Bündnisse 88:6; Mosia 24:13-15).

Machen Sie sich Gedanken, wie die Pflegeperson die Versammlungen besuchen und mit den Mitgliedern in Verbindung bleiben kann.

  • Wenn die Pflegeperson und die zu pflegende Person das Gefühl haben, sie würden der Gemeinde zur Last fallen, machen Sie ihnen deutlich, dass sie geschätzt werden und viele Mitglieder ihnen gern helfen.

  • Sorgen Sie dafür, dass das Abendmahl bei Bedarf zuhause gereicht wird.

  • Erkundigen Sie sich, ob die Pflegeperson Unterstützung dabei braucht, die Kirche oder den Tempel zu besuchen oder an Aktivitäten teilzunehmen.

  • Berichten Sie der Pflegeperson, wie ihr Beispiel und ihre Erfahrungen den Mitgliedern der Gemeinde helfen.

  • Denken Sie darüber nach, ob Sie der Pflegeperson eine Gelegenheit zum Dienen geben können, ohne sie zusätzlich zu belasten.

Sprechen Sie mit der Pflegeperson und der zu pflegenden Person und bringen Sie ihnen Ihre Liebe und Ihr Mitgefühl zum Ausdruck.

  • Besuchen Sie sie zuhause, um die Umstände besser zu verstehen.

  • Sprechen Sie der Pflegeperson Mut zu und erklären Sie ihr, dass sie nicht allein ist.

  • Kümmern Sie sich darum, dass ein Priestertumssegen gespendet wird, wenn es gewünscht wird oder Sie sich dazu inspiriert fühlen.

  • Besprechen Sie mit der Pflegeperson, welche Pläne sie für die aktuelle Situation und für den Fall hat, dass es schlimmer wird, und wie die Gemeinde helfen kann.

Erkundigen Sie sich, wer der Pflegeperson helfen könnte, und teilen sie ihr dies mit.

  • Erstellen Sie eine Liste der Talente, Fertigkeiten und sonstigen Möglichkeiten, mit denen Angehörige und Freunde notwendige Hilfestellung leisten könnten, und stellen Sie einen Plan auf, wie diese eingesetzt werden können.

  • Überlegen Sie gemeinsam mit der Pflegeperson, wann sie sich Zeit für sich nehmen kann. Bedenken Sie dabei die geistigen und persönlichen Bedürfnisse wie auch Möglichkeiten zur Erholung.

Finden Sie heraus, was noch gebraucht wird, wie zum Beispiel:

  • finanzielle Unterstützung

  • Versicherungen

  • Unterstützung von Verwandten

  • Hilfe bei der Sicherung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens

  • ein Arbeitsplatz

  • ein Fahrdienst

  • technische Hilfen und Geräte zur Unterstützung

Die Familie unterstützen

Wenn weitere Angehörige mit im Haus wohnen, ist es unter Umständen notwendig, dass sie die Pflegeperson unterstützen. Erkundigen Sie sich, wie sich das auf die Pflegeperson, auf die zu pflegende Person sowie auf den Ehepartner, die Kinder oder weitere Angehörige auswirkt, und sprechen Sie darüber.

Helfen Sie Kindern, die sich ändernden Aufgaben und Bedürfnisse in der Familie zu verstehen.

  • Kinder und Jugendliche müssen unter Umständen mehr Aufgaben übernehmen, wenn ein Elternteil oder eines der Kinder jemanden pflegt oder selbst Pflege braucht (zum Beispiel Aufgaben im Haushalt, im Garten oder rund ums Auto).

  • Wenn ein Elternteil jemanden pflegt oder selbst Pflege braucht, hat der Betreffende vielleicht nicht so viel Zeit für die Kinder, wie er es gern hätte.

Organisieren Sie, dass sich die Kinder an Unternehmungen mit anderen Familien aus der Gemeinde beteiligen.

  • Bitten Sie Familien aus der Gemeinde, diese Familie zu besuchen und sich an deren Aktivitäten zu beteiligen, zum Beispiel am Evangeliumsabend.

Manche Personen, die gepflegt werden, haben das Gefühl, der Pflegeperson zur Last zu fallen. Wenn sie sehr eingeschränkt sind, kann es auch vorkommen, dass es ihnen schwerfällt, im Leben einen Sinn zu sehen. Suchen Sie nach Möglichkeiten, wie der Betreffende Sinn und Erfüllung finden kann.

  • Helfen Sie ihm, für ihn geeignete, sinnvolle Aktivitäten zu finden und daran teilzunehmen (wie zum Beispiel Dienstprojekte, Freizeitaktivitäten, Unternehmungen mit der Familie, persönliche Projekte, Hobbys und so weiter).

  • Schlagen Sie Möglichkeiten vor, wie er von zuhause aus in der Kirche dienen kann. Er könnte beispielsweise auf FamilySearch indexieren oder andere Möglichkeiten wahrnehmen, sich online nützlich zu machen.

Helfer in Gemeinde und Pfahl hinzuziehen

Führungsverantwortliche oder andere vertrauenswürdige Mitglieder können beauftragt werden, kontinuierlich Unterstützung, Führung und Hilfe zu leisten. Bitten Sie die Pflegeperson um Erlaubnis, ehe Sie ihre Situation mit anderen besprechen.

Die Führungsverantwortlichen können die Situation im Gemeinderat besprechen und überlegen, wie die Gemeinde die Pflegeperson und die zu pflegende Person unterstützen kann.

  • Der Bischof kann die Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung bitten, sich gemeinsam mit der Pflegeperson eingehend mit der Situation zu befassen und zu besprechen, wie geholfen werden kann.

  • Der Ältestenkollegiumspräsident und die FHV-Präsidentin achten darauf, der Familie engagierte betreuende Brüder und Schwestern zur Seite zu stellen.

  • Helfen Sie der Pflegeperson, eine Vertrauensperson auszuwählen, die ihr eine ständige Stütze sein kann. Das kann ein betreuender Bruder, eine betreuende Schwester oder ein anderes Gemeindemitglied sein.

Überlegen Sie, wie Mitglieder aus der Gemeinde helfen können.

  • Finden Sie heraus, welche Mitglieder Besuche abstatten können, damit die Betreffenden sich nicht so einsam fühlen.

  • Führen Sie mit den Jugendlichen oder anderen Mitgliedern Dienstprojekte durch, die der Familie zugutekommen.

  • Überlegen Sie, wie Gemeindemitglieder regelmäßig zu einer entspannteren Situation beitragen können, indem sie die Pflege übernehmen, während die Pflegeperson eine Selbsthilfegruppe besucht, sich um ihre geistigen oder anderweitigen Bedürfnisse kümmert oder sich auf andere Weise erholt.

Erkundigen Sie sich nach örtlichen Organisationen und Hilfsangeboten und ermuntern Sie die Pflegeperson, sie in Anspruch zu nehmen. Das könnten sein:

  • ausgebildete Therapeuten

  • örtlich oder landesweit eingerichtete Selbsthilfegruppen für Pflegepersonen (vor Ort oder über das Internet)

  • Behörden und private Organisationen

  • regierungsunabhängige Organisationen (NGO)